Interview mit Lea Sander über Ergotherapie, Beruf und Leben
Wie bist du zur Ergotherapie gekommen?
Nach meinem Auslandsjahr in Australien hat es ein halbes Jahr gedauert, bis ich endlich wusste, was ich beruflich machen möchte. Mir war immer wichtig, etwas zu finden, das mir nicht nur Spaß macht, sondern auch etwas bewirken kann. Durch die Interessen an der Psychologie und Physiologie des Menschen ,sowie dem Wunsch mit Kindern arbeiten zu können, bin ich letztendlich über Umwege zur Ergotherapie gekommen und nun froh, hier angekommen zu sein.
Deine persönlich Ergotherapiedefinition:
Ergotherapeuten sind Betätigungs- und Alltagsexperten, doch der Klient bleibt der Experte für sich selbst, seine eigenen Bedürfnisse und Ziele. Wir begleiten unsere Klienten in unterstützender Funktion dabei ,sich ihre bedeutungsvollen Betätigungen und damit die Teilhabe am Leben selbst zu ermöglichen.
Was würdest du dir für die Ergotherapieszene wünschen und ganz ehrlich: gibt es Dinge, die dich nerven?
Ich würde mir noch mehr Betätigungsorientierung in der ergotherapeutischen Arbeit wünschen. Ebenso noch mehr Miteinander anstatt Gegeneinander. Sowohl im Umgang mit Klienten als auch im interdisziplinären Setting. Ich würde mir mehr Selbstbewusstsein für uns Ergotherapeuten als Berufsgruppe wünschen und ein größeres Bewusstsein über unsere Stärken. Besonders in Bezug auf Arbeitsfelder, in denen wir als Ergotherapeuten arbeiten könnten. Ich wünsche mir mehr Transparenz nach außen, mehr Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit über unseren Beruf, damit die Wichtigkeit dessen für die Gesellschaft klarer wird.
Dein schönstes Therapieerlebnis?
Jede Therapieeinheit, in der ein Kind lacht, ist ein schönes Erlebnis.
Welche Lehre / welcher Lehrer inspiriert dich?
Beruflich inspirierten mich bislang am meisten meine Dozentinnen der Hochschule Zuyd in den Niederlanden und meine erfahrenen und engagierten Arbeitskolleginnen.
Für mich persönlich waren die Bücher
Das Cafe am Rande der Welt
von John Strelecky undDie Kuh, die weinte
von Ajahn Brahm sehr inspirierend.
Beschreibe deinen Therapie in 3 Worten!
Betätigungsorientiert, humorvoll, individuell.
Wie sehen deine Schwerpunkte in der Praxis aus?
Mein Schwerpunkt in der Praxis liegt im pädiatrischen Bereich.
Wann hast du zum letzten Mal etwas völlig Verrücktes gemacht?
Jede Reise, die ich bislang alleine gemacht habe, hat sich ein bisschen verrückt angefühlt. Die letzte war im April 2019. Da bin ich für 3 Wochen allein auf die Philippinen gereist, um mit Walhaien zu schnorcheln.
In meinem Alltag mache ich hin und wieder Dinge, die andere für verrückt halten. Wie zum Beispiel im April 2020 als ich, ohne mich wirklich damit auszukennen, mein Fahrrad auseinandergebaut, lackiert und mit viel Geduld wieder zusammengebaut habe.
Was gehört auf Reisen immer mit ins Gepäck?
Mein Reisetagebuch und die Kamera.
Hast du einen ultimativen Betätigungs- oder Gesundheitstipp für uns?
Akzeptiere, was ist, aber habe keine Angst davor ,etwas zu verändern. Jeder Mensch ist individuell und so auch seine Gesundheit, Bedürfnisse und generell Ziele im Leben. Zu oft lassen wir uns beeinflussen von der Meinung oder „guten Ratschlägen“ anderer Menschen. Jeder ist in der Lage ,seinen eigenen Weg zu finden, wenn man bereit dazu ist, sich auf die Suche zu begeben.