Interview mit Judith Hopf über Ergotherapie, Beruf und Leben
Wie bist du zur Ergotherapie gekommen?
In meiner Ausbildung zur Sporttherapeutin habe ich gemerkt, dass ich auf einer ganzheitlicheren Ebene mit Menschen arbeiten möchte. Körper, Geist und Bewegung vereint. Deswegen habe ich mich danach für das Studium entschieden.
Deine persönlich Ergotherapiedefinition:
Ergotherapie bedeutet für mich, den Menschen mit all seinen Facetten zu sehen und ihn zu unterstützen, ein für ihn bedeutungsvolles Leben zu führen. Ebenfalls bedeutet es für mich ,den Klienten individuell zu betreuen und in den Mittelpunkt der Behandlung zu stellen – als Experte für sein Anliegen.
Was würdest du dir für die Ergotherapieszene wünschen und ganz ehrlich: gibt es Dinge, die dich nerven?
Ich würde mir wünschen, dass Ergotherapeut*innen die moderne, betätigungszentrierte Ergotherapie in Deutschland mehr aufleben lassen. Ich würde mir wünschen, dass mehr Menschen wissen, was Ergotherapie ist. Nicht nur Klienten, sondern auch Kooperationspartner wie Ärzte und andere Gesundheitsberufe. Und dass es eine intensive Zusammenarbeit unter den Berufsgruppen gibt. Nervig finde ich das deutsche Gesundheitssystem. Auf der einen Seite ist es natürlich ein Segen, aber auf der anderen Seite hält es auch einige bürokratische Hürden für Therapeuten bereit. Zudem nervt es mich, wenn die Ergotherapie als nichtig dargestellt wird oder Therapeuten sich ihrem Wert nicht bewusst sind.
Dein schönstes Therapieerlebnis?
Als eine Klientin mit Depressionen vor Freude weinend vor mir saß, weil sie erkannte, was sich alles zum Positiven verändert hat, seitdem sie zur Ergotherapie kommt. Der Moment, wenn Klienten die Veränderung spüren und wahrnehmen, ist immer wieder ein Geschenk.
Welche Lehre / welcher Lehrer inspiriert dich?
Im Studium hat mich vor allem Aileen Späth begeistert, wie sie engagiert und furchtlos für mehr Betätigungszentrierung und eine bessere Ausbildung kämpft. Auch Ellen Romein ist eine großartige Lehrerin der klientenzentrierten Ergotherapie.
Privat widme ich mich viel der Literatur von Jorge Bucay. Auch die Arbeiten von Russ Harris und Don Miguel Ruiz sind sehr interessant.
Beschreibe deinen Therapie in 3 Worten!
Zielbasiert, humorvoll und direkt.
Wie sehen deine Schwerpunkte in der Praxis aus?
In der Therapie: Kinder und psychische Erkrankungen
Im Büro: Excel-Fee und bei Instagram ?!?!
Wann hast du zum letzten Mal etwas völlig Verrücktes gemacht?
2019 bin ich zum ersten Mal für mehrere Tage allein in den Bergen unterwegs gewesen. Nur ich, der Rucksack und die Natur.
Was gehört auf Reisen immer mit ins Gepäck?
Sportschuhe, mein Bullet-Journal und eine gute Lektüre.
Hast du einen ultimativen Betätigungs- oder Gesundheitstipp für uns?
Reinhören und innehalten – was braucht mein Körper und was tut mir gut. Welchen Betätigungen und Aktivitäten gehe ich gerne nach und wie kann ich denen, die nicht so toll sind, eine Prise Leichtigkeit hinzufügen.