Ergotherapeutische Praxis

ZEITRAUM

Essen-Katernberg, Gelsenkirchener Straße 285

Interview mit Daniela Choy über Ergotherapie, Beruf und Leben

Wie bist du zur Ergotherapie gekommen?

Durch verschiedene ehrenamtliche Tätigkeiten und meinen ersten Beruf als Buchhändlerin habe ich erlebt, wieviel Freude es mir macht, praktisch zu arbeiten und dabei meine Mitmenschen zu unterstützen und zum Lernen zu befähigen. Nach mehreren Jahren ehrenamtlicher Arbeit im Ausland wollte ich mich weiter fortbilden; Werkzeuge und Fähigkeiten erlernen, mit denen ich Menschen auf dem Weg zu einem erfüllenden Leben unterstützen kann, die sonst nicht die Möglichkeit dazu hätten. In der Ergotherapie habe ich einen Beruf gefunden, der all das zusammenbringt.

Deine persönlich Ergotherapiedefinition:

Ergotherapie begleitet Menschen in ihrem Alltag und unterstützt sie, aktuelle Hindernisse zu überwinden. Sie befähigt Menschen darin, ihr Potenzial zu entdecken und auszuschöpfen - oder schafft die Möglichkeit dazu – um bedeutungsvolle Betätigungen ausführen zu können. Dadurch wachsen zufriedene Individuen und ein starkes Miteinander.

Was würdest du dir für die Ergotherapieszene wünschen und ganz ehrlich: gibt es Dinge, die dich nerven?

Ich wünsche mir mehr Wertschätzung für unseren Beruf, auch von Seiten der Gesundheitspolitik. Auch eine größere Bekanntheit und Beteiligung von Ergotherapeuten in anderen Gesellschaftsbereichen fände ich toll. Die Ergotherapie befasst sich mit allen Lebensbereichen, aber in vielen Lebens- und Gesellschaftsbereichen spielt Ergotherapie bislang keine Rolle. Mit unserem besonderen Blick auf Teilhabe, Betätigungen und Gesundheit könnten wir wunderbar auch in Städteplanung, in Firmen oder bei Stadtteilprojekten eingesetzt werden. Die Finanzierung solcher Arbeitszweige außerhalb des Krankenversicherungssystems ist aber oft schwierig, das finde ich schade.
Umso mehr freut es mich, in der Praxis Zeitraum u.a. solche Projekte mitzugestalten.

Dein schönstes Therapieerlebnis?

Die Begegnungen zwischendrin - wenn Kinder strahlend erzählen, dass die Ergo Spaß macht. Oder wenn Pläne mit Familien erarbeitet werden und sie beim nächsten Termin freudestrahlend kommen und sagen Es hat geklappt!

Welche Lehre / welcher Lehrer inspiriert dich?

Die Projekte und Bücher von Frank Kronenberger, der die kulturelle Vielfalt und gesellschaftspolitischen Potenziale der Ergotherapie hervorhebt.

Beschreibe deinen Therapie in 3 Worten!

Alltagsnah, Herzlich, Befähigen.

Wie sehen deine Schwerpunkte in der Praxis aus?

Derzeit ist mein Schwerpunkt im pädiatrischen Bereich. In der Praxis arbeite ich mit Kindern im Vorschul- oder Grundschulalter und deren Eltern. Dazu kommt die Arbeit im Pfiff-Projekt an einer Grundschule.

Wann hast du zum letzten Mal etwas völlig Verrücktes gemacht?

Vor ein paar Tagen habe ich mir an einem Frühlingsmorgen, noch im Dunklen, mein Fahrrad geschnappt, um auf dem nächsten Hügel den Sonnenaufgang über dem Ruhrgebiet zu erleben. Für Andere ist das wahrscheinlich nichts Verrücktes, mich hat es aber zuerst Überwindung gekostet, und dann total Spaß gemacht.

Was gehört auf Reisen immer mit ins Gepäck?

Bücher, Ohropax, Hunger und Vorfreude auf besonderes Essen aus dem Reiseziel.

Hast du einen ultimativen Betätigungs- oder Gesundheitstipp für uns?

Ruhe bewahren und entscheiden, wofür es sich lohnt, Kraft zu investieren. Manche Dinge können wir nicht beeinflussen oder sind es nicht wert. Dann brauche ich mich nicht mit Sorgen darüber ermüden, sondern setzte meine Energie da ein, wo sie wirken kann. Mein Tipp, das Gebet für Gelassenheit (Reinhold Niebuhr):

Gott, gib mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Reinhold Niebuhr