Interview mit Carolin Hentschel über Ergotherapie, Beruf und Leben
Wie bist du zur Ergotherapie gekommen?
Mir war schon sehr früh klar, dass ich einen Beruf erlernen wollte, der von Kontakten mit Menschen unterschiedlichster Art, Kreativität und der Möglichkeit, sich frei zu entfalten, geprägt sein sollte. Nach der Schulzeit absolvierte ich ein fünfmonatiges Praktikum in einer ergotherapeutischen Praxis und stellte schnell fest, dass sich meine Wünsche in dem Berufsfeld der Ergotherapeutin wiederfanden. Außerdem begeisterte mich, dass ich durch den Eins-zu-Eins-Kontakt ganz gezielt und individuell auf mein Gegenüber eingehen konnte. Der Funke sprang über und die berufliche Laufbahn war eindeutig.
Deine persönlich Ergotherapiedefinition:
Ergotherapie ist so individuell und kreativ wie das Leben und ermöglicht es uns, den Menschen ganzheitlich zu betrachten und wahrzunehmen. Sie schaut ressourcenorientiert auf den Patienten und scheint fast grenzenlos bei der Wahl ihrer Ziele zu sein. Die Möglichkeiten, den Menschen zu unterstützen, selbstständig zu werden oder Tätigkeiten wiederzuerlangen, sind zahllos, sodass auch hier der Kreativität keine Grenzen gesetzt sind. Was bei jeder Therapieeinheit dabei sein sollte, sind Motivation, Spaß, sowie der Glaube an sich selbst und an die eigenen Fähigkeiten.
Was würdest du dir für die Ergotherapieszene wünschen und ganz ehrlich: gibt es Dinge, die dich nerven?
Ich würde mir wünschen, dass der Beruf noch deutlich an Bekanntheit zunimmt. Traurig, aber wahr- es gibt leider immer noch Ärzte, die den Unterschied zwischen Ergo- und Physiotherapie nicht kennen. Weiterhin ist es unerlässlich, dass aus mancher Betrachtungsweise die Ergotherapie nicht als eine
Alternative
, sondern als grundlegend und notwendig gesehen wird.
Dein schönstes Therapieerlebnis?
Jede Beziehungsarbeit, die zu mehr Offenheit und Vertrauen führt, ist für mich ein schönes Therapieerlebnis.
Insbesondere, wenn man zu Beginn der Therapie Widerstand spürt und auf Skepsis trifft, sind Therapieerfolge und ein Lächeln besonders herzerwärmend.
Welche Lehre / welcher Lehrer inspiriert dich?
Jean Ayres; Kolleginnen, Menschen, denen ich begegne
Beschreibe deinen Therapie in 3 Worten!
feinfühlig, empathisch, kreativ.
Wie sehen deine Schwerpunkte in der Praxis aus?
- Handtherapie
- Pädiatrie
- Grafomotorik-Ttraining
- MKT-Training
Wann hast du zum letzten Mal etwas völlig Verrücktes gemacht?
Oft mache ich kleine verrückte Dinge, ohne es zu merken und freue mich dann, wenn mich jemand darauf aufmerksam macht.
Was gehört auf Reisen immer mit ins Gepäck?
Musik, was zum Lesen und Kuschelsocken.
Hast du einen ultimativen Betätigungs- oder Gesundheitstipp für uns?
Bewegung ist eine Grundvoraussetzung für einen gesunden Körper. Es ist wichtig, dass einem die Bewegung Freude bereitet und man sich bewusst macht, dass man etwas Gutes für sich tut. Hierbei zählt die Devise- jeden Tag ein bisschen, ist besser als einmal viel.
Am besten ist es, einfache Bewegungsübungen in den Alltag zu integrieren und sie so zu automatisieren, dass man währenddessen andere Tätigkeiten erledigen kann, wie beispielsweise den Zehenspitzenstand beim Zähneputzen. Dann gibt es auch die Ausrede mit dem Zeitmangel nicht mehr.