Warum und wie arbeitest Du in der Praxis?
Manchmal bin ich überrascht, dass ich schon über 20 Jahre selbstständig bin...
Wird man auf einmal alt oder ist das schleichend?
Und so komme ich langsam in die Rolle des Seniors in der Praxis an… Dass ich ein bisschen weniger arbeiten könnte, gelingt schon manchmal. Unvorhergesehenes gelingt gelassener und ich merke sowas wie Alters-Milde, oder nennt man das Güte?
Es ist ein schönes Gefühl nach so vielen Jahren zu merken, dass ich die eigenen Leidenschaften zum Beruf gemacht habe und mich in dem Rahmen immer weiterentwickelt darf! Ich liebe an der Ergotherapie: das Konkrete, den Bezug zum Alltag und zum Jetzt, und zum Handeln.
Was mich mit großer Dankbarkeit erfüllt sind die Menschen, mit denen ich die Praxis in den Jahren aufgebaut und weiterentwickelt habe! Manche waren nur kurz dabei, andere länger und sind dann doch weitergezogen.
Diese Praxis ist ein Gemeinschaftswerk! Sie lebt davon, dass ich es nicht alleine mache. Freiheit im Denken und Handeln braucht jeden Einzelnen. Und die mittlerweile über 20jährige Geschichte unserer Praxis gibt uns aus meiner Sicht mehr als Recht. Vieles ist mittlerweile zur DNA unseres Unternehmens geworden.
Was oder wen berührst Du regelmäßig?
Ich liebe Massage und den menschlichen Körper. Da berühre ich gerne Menschen. Mit den Händen und mit dem Herzen.
Im Moment berühre ich viel die Tasten des Computers und empfinde es auch als eine durchaus kreative und schöpferische Arbeit. Ein Unternehmen mit Selbstführung braucht eine Ordnung in Strukturen und Abläufen. Sie sind wandelbar aber geben im Alltag eine hohe Sicherheit, damit sich der/die Einzelne frei bewegen kann. Zu Halten und Weiter entwickeln geschieht auch am PC.
Ansonsten liebe ich das Holz meiner Harfe, die Erde in der ich buddeln darf und wuschelige Hundehaare.
Was berührt dich?
In den Augen von anderen und in mir selber den Geist des Verstehens, das Lachen, die Liebe und das pralle Leben!
Mich berühren die gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit und die Erkenntnis wie leicht Kriege zu führen sind (auch zwischenschlich) und wie nötig und arbeitsreich Solidarität und Frieden ist.
Was lässt dich unberührt?
Leider nur ganz wenig… in den Jahren habe ich sicher gelernt, dass ich nicht mit allen Gefühlen was machen muss. Ich kann sie auch stehen oder weiterziehen lassen. Aber Dinge mit Leidenschaft zu tun halte ich für einen Wert.
Warum mache ich das so?
Ich glaube, dass es im Gesundheitswesen und allgemein in der (Arbeits-)Welt eine zunehmende Entmenschlichung gelebt wird.
Dem möchten wir mit anderen, die diese Beobachtung teilen, etwas entgegen setzen. Ich verstehe Systeme FÜR Menschen und nicht umgekehrt. Auch das Denken in Hierarchien ist aus meiner Sicht überholt und nicht mehr zeitgemäß.
Auch hat dysfunktionale Macht und Unterdrückung in der menschlichen Geschichte viel Leid produziert. Lebensräume zum Arbeiten und Sein zu kreieren gehört daher zu meinem Lebensanliegen. Und da die Energie reicht, nicht nur für mich, sondern auch für andere.
Unser Tun gibt uns Recht, dass wir über die Jahre auf einem guten Entwicklungsweg sind…