Interview mit Anja Berresheim über Ergotherapie, Beruf und Leben
- Wie bist du zur Ergotherapie gekommen?
- Eigentlich wollte ich Kunsttherapeutin werden und die Ergotherapie war nur als Überbrückung bis zum Studienplatz gedacht. Aber dann war ich erfüllt und konnte sehen, wie vielfältig eine berufliche Weiterentwicklung möglich war und ist! So bin ich geblieben.
- Deine persönlich Ergotherapiedefinition:
- Ergotherapie bedeutet für mich, die Menschen bei einem erfüllten Leben zu unterstützen. Und mit einem Leben in Fülle meine ich körperlich, mental, seelisch, kognitiv, sexuell und in der sinnhaften Selbstverwirklichung. Einige Menschen mit Krankheitswert können diese Arbeit über die Krankenkasse abrechnen, was ich für einen Glücksfall in Deutschland halte!
- Was würdest du dir für die Ergotherapieszene wünschen und ganz ehrlich: gibt es Dinge, die dich nerven?
- Viele gute Kooperationen mit Ärzten und anderen Therapeuten, die unsere Arbeit kennen und wertschätzen (haben wir auch schon ganz Viele!), noch mehr Vernetzung zwischen Systemen wie Schule/Kita, Gesundheitswesen und Jugendhilfe im Sinne der Kinder und Erwachsenen. Nerven tun mich meistens Tätigkeiten, die ich nicht gerne tue: Verordnungen prüfen, bei Krankenkassen beantragen, Regresse bearbeiten, Mahnungen schreiben,… Die Bürokratie hat sich seit dem Beginn meiner Tätigkeit mehr als verdoppelt. Da wünsche ich mir Veränderung!
- Dein schönstes Therapieerlebnis?
- Andreas, mittlerweile 17 Jahre alt, hat mich vor einigen Wochen besucht, weil seine Cousine jetzt zur Ergotherapie kommt. Er erzählte mir von seinen Erfolgserlebnissen beim Klettern, die anschließende Anerkennung von Freunden und wie er wieder Freude in der Schule entwickelte. Solche Begegnungen berühren mich! Oft wünsche ich mir eine Glaskugel, um zu verfolgen, was aus den Menschen geworden ist.
- Welche Lehre / welcher Lehrer inspiriert dich?
- Dorothea Schall, Birgit Pammé und Karin Hirsch-Gerdes für Bobath und Sensorische Integrationstherapie
- Ulrike Szymanski-Steiner und Pravahi Stark für die Körperarbeit und spirituelle Arbeit
- Osho für die Meditation
- und viele LehrerInnen in Schrift und Bild
- Beschreibe deinen Therapie in 3 Worten!
- Humorvoll, konfrontativ, zielorientiert
- Wie sehen deine Schwerpunkte in der Praxis aus?
- Als Praxisleitung: Geschäfts- und Mitarbeiterführung, Netzwerk- und politische Arbeit, Öffentlichkeitsarbeit und Leitung der Schul – und Präventionsprojekte
- In der Therapie: Säuglinge und Kleinkinder, ADHS bei Jugendlichen und Erwachsenen, psychische Erkrankungen und Schmerztherapie
- Wann hast du zum letzten Mal etwas völlig Verrücktes gemacht?
- Letztes Jahr – fünf Tage Mittelalterlager ohne Dusche bei 33C. Man braucht so wenig im Leben.
- Was gehört auf Reisen immer mit ins Gepäck?
- Eine Zahnbürste, ein Lunghi, ein sehr gutes Buch und eine Kuscheldecke
- Hast du einen ultimativen Betätigungs- oder Gesundheitstipp für uns?
- Viel Lachen, viel Liebe in sich selber und zum Verschenken, Zeit für sich selbst und die wichtigsten Menschen im Leben, und Musik im Leben haben (Singen, Selbermachen, Tanzen,…)