Interview mit Andrea Große-Schönepauck über Ergotherapie
Wie bist du zur Ergotherapie gekommen?
Erste Ideen dazu gab es schon nach dem Abitur. Da aber konnte ich mir nicht vorstellen, ältere Menschen in Krisen zu beraten. Ich wählte andere Wege, um erst einmal besser zu mir selbst zu kommen.
Nach einem halben Studium, einer handwerklichen Lehre und dem Leben als Vollzeitmutter dreier Kinder wurde meine erste ursprüngliche Berufsidee immer drängender und wichtiger als Konglomerat all dessen, was ich bis dahin erlebt und gelernt hatte. Das wollte ich gerne weitergeben und in der Ergotherapie konnte ich diesen Wunsch verwirklichen.
Deine persönlich Ergotherapiedefinition:
Ergotherapie, wie ich sie verstehe, unterstützt den Menschen, der zu mir kommt darin, seinen ganz eigenen Weg der Bewältigung seines aktuellen Lebens mit allen seinen aktuellen Bedingungen und Herausforderungen zu meistern und bestenfalls größtmögliches Wohlfühlen und Zufriedenheit daraus zu ziehen.
Was würdest du dir für die Ergotherapieszene wünschen und ganz ehrlich: gibt es Dinge, die dich nerven?
Ich wünsche mir Therapeut*innen, die in sich ruhen, gut ausgebildet sind, den/die Patient*in so sein lassen, wie es ihnen entspricht.
Mich nerven Arbeitgeber*innen, die ihre Mitarbeiter*innen unfair bezahlen und etliche verwaltungstechnische Hürden, die unsere Arbeit verkomplizieren.
Dein schönstes Therapieerlebnis?
Es gibt viele Patient*innen, die sich verstanden fühlen, die aus lauter Glück, uns gefunden zu haben, im Wartezimmer weinen müssen.
Welche Lehre / welcher Lehrer inspiriert dich?
Im Laufe der Jahre bin ich immer wieder auf Fortbildungen inspirierenden Lehrerinnen, - tatsächlich waren es alle Frauen - , begegnet. Clara Scheepers, eine der Ergotherapiekoryphäen, die mich in die Anwendung der Konzentrativen Bewegungstherapie in der Ergotherapie einführte, auch meine KBT-Therapeutin Christine Krüger und nicht zuletzt meine
Chefin
Anja Berresheim. Auch alle meine Kolleginnen lassen mich immer wieder staunen und inspirieren mich in meiner Arbeit.
Beschreibe deinen Therapie in 3 Worten!
Aufmerksam, wach und zugewandt.
Wie sehen deine Schwerpunkte in der Praxis aus?
Ich arbeite gerne mit erwachsenen Menschen in persönlichen Krisenzeiten, ausgelöst durch eine psychische Erkrankung, Schmerzerkrankung oder Erkrankungen neurologischer Herkunft.
Menschen, die ihren bisherigen Lebensstil aus obengenannten Gründen nicht mehr weiterleben können und sich auf neue Pfade begeben müssen.
Wann hast du zum letzten Mal etwas völlig Verrücktes gemacht?
Etwas Verrücktes zu machen gehört – befürchte ich – nicht in mein Lebensschema. Ich kann mich tatsächlich nicht erinnern.
Was gehört auf Reisen immer mit ins Gepäck?
Proviant und ein Buch.
Hast du einen ultimativen Betätigungs- oder Gesundheitstipp für uns?
Es geht nicht um regelmäßiges Training, sondern um Freude am Bewegen – vor der Spüle, hinterm Staubsauger, zur Musik im Wohnzimmer, im Wald. Soviel und so wenig, so schnell und so langsam, wie du Lust hast.
Tu es und habe Spaß dabei.